07. Juli 2006
50 Jahre Badminton im VfL Sindelfingen:
Happy Birthday to us all !!!
Im Trubel der allgegenwärtigen Fußball-Euphorie
ist nur wenigen aufgefallen, dass die Badmintonabteilung des VfL
Sindelfingen vor wenigen Tagen fünfzig Jahre alt geworden
ist. Kein Problem für Abteilungsleiter Michael Häupler:
„Wir werden ohnehin erst Ende des Monats richtig feiern.“
So modern wie sich Badminton als beliebter
Freizeit- und Turniersport gegenwärtig darstellt, fällt
es schwer zu glauben, dass die Anfänge dieser rasanten Sportart
schon gut fünfzig Jahre zurückliegen. High-Tech-Materialien
bei Schlägern und Bällen ermöglichen heute zwar
ein Vielfaches an Geschwindigkeit oder Dynamik und lassen ganz
neue Techniken zu, Auszüge aus der Sindelfinger Vereinschronik
bringen aber dennoch einige interessante Parallelen der Pionierzeiten
mit dem heutigen Spielbetrieb ans Tageslicht:
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Von der Frankfurter
Messe brachte Hermann Zizmann Mitte der fünfziger Jahre
des vergangenen Jahrhunderts eine Neuheit aus England mit:
zwei Holzschläger, ein Netz und einen Federball. Zusammen
mit den befreundeten Familien Bechtle, Stangl und Müller
spielten die Zizmanns schon bald die ersten kleinen Turniere
im Eichholzer Täle. Im Winter begann dann die Suche
nach einem Dach über dem Kopf. Zusammen mit Böblinger
Gesinnungsgenossen fanden die Sindelfinger auf dem Stuttgarter
Killesberg ihre erste Bleibe: eine Halle mit eingezeichnetem
Spielfeld. Zehn Mark pro Stunde waren aber auf Dauer nicht
finanzierbar, so dass die Gruppe angesichts mangelnder Unterstützung
durch die Sindelfinger Stadtverwaltung nach Böblingen
abwanderte und dort ihren ersten Verein gründete.
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Hermann Zizmann
im Gründungsjahr 1956 |
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Erst als sich der damalige Sindelfinger
Oberbürgermeister Arthur Gruber der Interessen der Federballspieler
angenommen hatte, war Besserung in Sicht: „Sindelfinger
in einem Böblinger Verein – das darf nicht sein“,
wird als Zitat des OB überliefert. Konsequent wie man
damals war, wurde also am 26. Juni 1956 kurzerhand die heutige
Badmintonabteilung gegründet. Als zehnte Abteilung unter
dem Dach des VfL Sindelfingen konnten die „Badmintoner“
dann ihre erste provisorische Bleibe in der alten Eichholzturnhalle
beziehen. |
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Im Winter jedoch drängten
auch die anderen Sportarten in die Halle, so dass man als
Neuling schnell wieder weichen musste. Auch in der alten
Festhalle, auf dem Areal der heutigen Stadtbibliothek, war
die Situation nicht viel besser: Das Jugendtraining begann
immer erst mit dem Abbau von einigen hundert Stühlen
und dem Kleben der Spielfeldmarkierungen, das Erwachsenentraining
endete mit Ausfegen und Wiederbestuhlen der Halle.
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Die erste Mannschaft 1962
von links: Günter Balzer,
Anneliese Klein, Else Zizmann, Günter Swoboda,
Gudrun May, Kurt Maier,
Franz Medved, Adolf Ertel
und Kurt Hornikel.
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„Solche Probleme kennen wir heute
zum Glück nicht mehr“, so Abteilungsleiter Michael
Häupler, kann sich aber eine Randbemerkung zu aktuellen
Diskussionen nicht verkneifen: „Dafür müssen
wir aber auch jetzt noch immer wieder mit immer neuen bürokratischen
Auflagen kämpfen.“ |
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Erst als die
Abteilung im Jahr 1959 eine feste Bleibe in der neu erbauten
Gartenstraßen- Turnhalle (heute der VfL-Sportpark)
fand, ging es bergauf. Die verbesserten Trainingsmöglichkeiten
trugen bald die ersten Früchte – vor allem bei
der Jugend. Die Mitgliederzahlen wuchsen ständig und
zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte nahm mit Günther
Swoboda ein Sindelfinger Spieler an den Deutschen (Jugend-)Meisterschaften
teil. Ihm sollten in den nächsten Jahren noch viele
folgen. Seit 1978 ist die Badmintonabteilung nun vor allem
in der Hinterweilhalle zuhause. Fast alle sportlichen Veranstaltungen
werden seitdem dort ausgetragen. Höhepunkte waren neben
zahlreichen überregionalen und nationalen Turnieren
auch immer wieder die Heimspieltage der Sindelfinger Mannschaften
– zu Spitzenzeiten bis zu fünf an der Zahl.
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Der junge Adolf Ertel
Ende der 50er Jahre
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Ihre sportliche Glanzzeit erlebte
die Sindelfinger Badmintonabteilung vor allem in den späten
siebziger und achtziger Jahren. Namen wie Dieter Frick, Jürgen
Ladwig, Volker Herok, Roland Müller, Christa und Karin
Hökel waren in fast jeder Meistertafel zu finden und
prägten das Bild der Abteilung über Jahre hinweg.
Die gleichen Spieler waren es auch, die den Kern einer überaus
erfolgreichen ersten Mannschaft bildeten, die jahrelang eine
wichtige Rolle in der damals viergleisigen 2. Bundesliga spielte.
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Mannschaft 1982 von links:
Jürgen Ladwig,
Karin Hökel, Volker Herok, Christa Hökel,
Dieter Frick, Roland Müller |
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Auch Jugendspieler wie Tanja Spahr,
Thomas Krippentz, Heinz Riehle oder Ralph Hamm sorgten in
dieser Zeit immer wieder für positive Schlagzeilen.
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Den vorläufigen Höhepunkt
erreichte die erste Mannschaft im Jahr 1995, als Kevin Scott
(England), David Stenström (Schweden), Rolf Rüsseler,
Jörg Ruberg, Ralph Hamm, Thilo Donath, Heike Stohlmann
und Simone Pfeil den sportlichen Aufstieg in die nun zweigleisige
2. Bundesliga schafften, dort aber aufgrund zahlreicher persönlicher
Veränderungen im Umfeld des Teams letztlich nicht antreten
konnten. Die Mannschaft musste zurückgezogen werden und
hinterließ eine Lücke, die erst wieder geschlossen
werden konnte, als Ende der neunziger Jahre die Verpflichtung
der jungen Schorndorferin Aisha Ruof und ihrer Trainerin Elke
Ludwig gelungen war.
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Mannschaft 1995 von links
oben: Jörg Ruberg, Ralph Hamm, David Stenström,
Thilo Donath
unten: Simone Pfeil, Heike Stohlmann |
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Die damals Vierzehnjährige
war von nun an das Aushängeschild der Sindelfinger,
bis sie aufgrund gesundheitlicher Probleme dem Leistungssport
den Rücken kehren musste. Dennoch profitiert die Abteilung
auch heute noch von dem Umfeld, das in dieser Zeit geschaffen
werden konnte. Die letzten Erfolge auf nationaler Ebene
feierten Simon Stiegler, Claudia Pal oder zuletzt Sebastian
Richter.
A propos Umfeld – auch im außersportlichen
Bereich finden sich heute noch überraschend viele Parallelitäten
zu den Anfängen der Abteilung. Was in den fünfziger
und sechziger Jahren das Café Heininger war, ist
nach den Trainings- und Wettkampfeinheiten schon längst
Mannes Bierstadel geworden. Ging man damals zur „Völkerverständigung“
nur nach Österreich, heißen die Ziele nun auch
noch Schweiz oder England, wo man sich seit 1988 im jährlichen
Wechsel regelmäßig zum Internationalen Partnerstädte-Turnier
trifft. Auch der jährliche Skiausflug, die Fahradtour
oder die Idee der gemischten Vereinsmeisterschaften finden
ihre Wurzeln schon in den Gründerzeiten.
All diese Punkte werden sicherlich
ausführlich diskutiert und gewürdigt werden im
Rahmen der offiziellen Jubiläumsfeierlichkeiten, die
am Samstag, 29. Juli zuerst in der Sporthalle des Gymnasiums
Unterrieden, dann im Marriott Hotel Sindelfingen stattfinden
werden. „Wir wollen unseren Geburtstag mit möglichst
vielen mehr oder weniger alten Freunden feiern“, so
Abteilungsleiter Michael Häupler. „Zuerst mit
einem gemütlichen Turnier, anschließend in festlicher,
aber dennoch lockerer Atmosphäre bei einer kleinen
Gala zu der wir praktisch alle ehemaligen und aktuellen
Mitglieder eingeladen haben. Hoffentlich haben wir niemanden
vergessen.“. Nähere Informationen zu den geplanten
Festivitäten wie etwa die aktuelle Teilnehmerliste,
gibt es im Internet unter www.federballer.de.
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